Die andere Fachsprache |
21.05.2005, 12:31 | Auf diesen Beitrag antworten » | ||
Gilderoy | Die andere Fachsprache Ohne Fachsprache geht es nicht. Sie dient dazu, sich klar auszudrücken. Vorne, hinten, oben, unten? Kann man doch nichts mit anfangen. Proximal, distal, ventral, dorsal haben eine andere, klare Bedeutung. Daß die Fachsprache vorwiegend dem Lateinischen entnommen wurde, ist dabei eher Zufall, für den Laien wäre eine eigene deutsche Fachsprache auch nicht verständlicher. Kein Laie weiß, was mit "Schlaganfall" oder "Raumforderung" in Wirklichkeit gemeint ist, sondern entwickelt sofort falsche Vorstellungen, die zu Mißverständnissen führen. Auch Begriffe wie "Milchbrustgang" oder "süße Harnruhr" sind nur Eingeweihten klar. Kleiner Einschub: es gibt ja auch die Laienfachsprache, die für den Mediziner unverständlich ist. Ich weiß nicht, was "Nervenschmerzen" oder eine "Kopfgrippe" ist, wenn jemand merkt, daß er "die Nebenhöhlen zu hat", "es an den Bronchien hat" oder ihm auch nur der "Ischias" weh tut, hat das mit meiner Begriffswelt aber auch gar nichts mehr zu tun. Wer für eine deutsche Fachsprache plädiert, kann sich bei den Juristen umsehen. Die haben eine deutsche Terminologie, verstehen aber nicht nur unter Begriffen wie "Eigentum" und " Besitz", sondern auch unter "Betrug" oder "wahrscheinlich" etwas ganz anderes als die Umgangssprache es vermuten lässt. Nun hat die Fachsprache den, durchaus primär ungewollten, Nebeneffekt, daß sie für Laien nicht verständlich ist. Nun sind die Grenzen aufgeweicht, mit Begriffen wie "Metastase" oder "Karzinom" kann inzwischen jeder etwas anfangen, andere werden im Internet nachgeschlagen (und in der Regel gerade dadurch falsch verstanden). Manchmal will ich mich aber auch vor dem Patienten mit einem Kollegen verständigen können, ohne das der Patient eione Chance hat, mich zu verstehen. Daher ein kleiner Test: was eine E.D. oder eine Potatrix ist, kann ja inzwischen jeder herausfinden, weiß aber jemand von Euch, was folgende Begriffe bedeuten (und ich verspreche Euch jeder gebildete Arzt wird gleich Bescheid wissen): Morbus Koch Morbus Brenningmeyer mitosenreiche Entzündung präpriaptisch non vult laborare Morton positiv. Es gibt da noch mehr, diese Begriffe sind z.Z. durch Anwendung der Fachsprache selbst bildbar und werden trotzdem gut verstanden. Die Laien (also nicht approbierten) unter Euch, habt Ihr eine Chance, herauszufinden, wovon ich gesprochen habe? Ich bin gespannt. Gilderoy |
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24.05.2005, 21:54 | Auf diesen Beitrag antworten » | ||
Nasonex2001 | Hi bin Krankenpfleger und kenne auch solche Code Begriffe die meist bei der übergabe verwendet werden , damit eventuelle Angehörige nicht wissen worum es geht. Z.B. gibs bei uns das WLF Syndrom oder Morbus Bahlsen. Kenne leider deine Wörter nich. |
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05.07.2005, 21:12 | Auf diesen Beitrag antworten » | ||
Gilderoy | Das war eigentlich nicht, was ich meinte. Meine Liste war uneinheitlich, der "Morton" ist ein alter Scherz, den ich allerdings schon in mindestens zwei Kliniken kennengelernt habe; und auch der M. Brennikmeyer gehört in die selbe Kategorie wie der "M. Bahlsen" und das von Dir genannte WLF-Syndrom, was wohl auch in diese Kiste gehört. Die anderen dagegen nicht; jeder gebildete Arzt wird sie sofort übersetzen können, ohne sie jemals gehört zu haben; und nachschlagen kann man sie nicht. Es handelt sich hier nicht um hausinterne Codes, sondern um "kreative" Verwendung der Fachsprache. Gilderoy |
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06.07.2005, 05:50 | Auf diesen Beitrag antworten » | ||
SusanneHG | RE: Die andere Fachsprache
Ich versuchs mal - als ungebildete Krankenschwester .-) M. Koch =Tuberkulose, nach dem Entdecker ? mitosenreiche Entzündung = was eitriges?? Präpriaptisch = abgeleitet von Priapismus, also vor Eintritt einer (Dauer-)Erektion? :-) non vult laborare = habe nie Latein gelernt, aber non ist ne Verneinung und laborare hat wohl was mit arbeiten zu tun... arbeitsunwillig??? Klär mich mal auf Susanne |
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06.07.2005, 18:33 | Auf diesen Beitrag antworten » | ||
Gilderoy | RE: Die andere Fachsprache -M. Koch = Tbc, stimmt. Hatte ich heute noch eine Überweisung, die mit dieser Fragestellung kam. -mitosenreiche Entzündung ist etwas ganz anderes, nämlich Krebs. Der Mitosenreichtum ist das Kennzeichen im Mikroskop (Mitose=Zellteilung). - Präpriapsmus ist natürlich eine Scherz für kräftige Erektion. Wenn das nächstemal Dein Stationsarzt Stielaugen bekommt, weise ihn doch zurecht mit "Werd bloß nicht präpriaptisch!" -non vult laborare = er will nicht arbeiten. Sehr gut, drei von vier Punkte. Gilderoy |
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12.07.2005, 00:06 | Auf diesen Beitrag antworten » | ||
gonzo | RE: Die andere Fachsprache wie wäre es denn ausserdem mit der interauriculären bzw supranasalen dekompensation! die medizinische (oder in ihrer nähe sich befindliche) sprache bietet einem doch wirklich die schönsten möglichkeiten, ehrlich zu sein! |
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16.04.2006, 18:36 | Auf diesen Beitrag antworten » | ||
@gonzo | Re: Fachsprache (2) Hallo, der erste begriff - interauriculären dekompensation = Schwerhörigkeit, - supranasalen dekompensation = Unfähigkeit zu Riechen ? |
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16.04.2006, 21:08 | Auf diesen Beitrag antworten » | ||
Gilderoy | RE: Fachsprache (2) Ganz falsch, es handelt sich um Scherze! Zwischen den Ohren ist, na was wohl??? Gilderoy |
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29.04.2006, 20:19 | Auf diesen Beitrag antworten » | ||
butterfly | Also ich denke, das man sich M.Koch und mitosenreiche Entzündung auch als nicht-mediziner herleiten konnte. Für M. Koch braucht man doch nur ne halbwegs gute allgemeinbildung und für mitosenreiche Entzündung hätte man doch nur mal im Bio-Unterricht aufpassen müssen;dann wüsste man, das es sich bei der mitose um die zellteilung handelt, was ja beim Krebs in "falscher" Weise geschieht mfg Butterfly |
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