AV-Fistel und Ohrgeräusch

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KatastroFee AV-Fistel und Ohrgeräusch

Ich kenne nach Ewigkeiten jetzt endlich den Ursprung meines pulssynchronen Ohrgeräusches. Eine AV-Fistel links ist schuld, das wurde gestern bei der Angiografie eindeutig bestätigt. Ich weiß nicht genau, welche Gefäße beteiligt sind, aber von der A. Occipitalis geht die Fistel wohl ab, ich kann das Geräusch auch abdrücken.
Nun sagte mir der Arzt, dass er die Fistel erst einmal als ungefährlich einstuft und nicht behandeln würde.
Er sagt auch, dass eine Sinusthrombose daran schuld gewesen sei (und ein ganzes Ende der Vene dicht ist - so wie ich das verstanden habe).
Jetzt bin ich fürchterlich verunsichert - kann mit dieser Thrombose da noch irgendwas passieren? Woher kommt die überhaupt, ich bin erst 24.
Außerdem würde ich gern wissen, ob jemand einen Rat weiß - ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich ewig mit diesen Geräuschen im Ohr leben kann, zumal sie ab und an mitleichten aber beunruhigenden Schmerzen einhergehen.
Ist es überhaupt möglich, das Geräusch/die Fistel völlig zu entfernen?
Außerdem habe ich öfter das Gefühl, als würde mein Kopf sich mit dem Puls leicht bewegen oder als würde mir schwindelig sein - genau kann ich es nicht beschreiben - auf jeden Fall fühlt sich das Ganze einfach nicht richtig an.

Eine letzte Frage noch:
Wie kann es sein, dass die Geräusche, die ich höre, so unterschiedlich sind? Mal ist es ein leises Rauschen, mal ein pfeifen, mal ein hui-duuuuh (ein Schwingen oder so), mal ein Pochern, mal ein Brummen (das ist dann fast spürbar). Und die Geräusche wechseln oft auch völlig ohne Grund (wenn ich mich nicht bewege und auch sonst nichts an mir verändere) - da diese Wechsel für mcih so unerklärlich sind machen sie mir Angst..

Ich weiß, dass ich hier etwas konfus schreibe, aber ich bin ziemlich durch den Wind und hoffe, jemand kann mir helfen.
 
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Gilderoy RE: AV-Fistel und Ohrgeräusch

Ohne Kenntnis der Bilder kann man schwerlich eine anständige Stellungnahme abgeben. Unter dieser Vorbedingung:

Das pulssynchrone Ohrgeräusch ist damit abgeklärt. Die Therapie bestimmst Du: Du musst entscheiden, welches Risiko Du eingehen möchtest. Falls es sich eine nicht besonders durchflossene Fistel im Externa-Stromgebiet (wozu die A. occipitalis ja gehört) handelt, ist das Risiko gering.

Die Kopfschmerzen nimm mal ganz raus, auch die unterschiedlichen Geräuschqualitäten sollen Dich nicht weiter stören. Die Sache mit der Sinusthrombose vergisst Du besser auch. Ernstgemeinte Regel für alle Patienten: NIE im Internet nach der eigenen Krankheit googeln. Das ist mein voller Ernst! Mit Sicherheit hat der Untersucher etwas ganz anderes gemeint als daß, was Du gelesen hast, auch wenn er dasselbe Wort benützt hat. Eine Fistel hat kein Thromboserisiko, sonst gäbe es sie gar nicht.

Neugierig macht mich das von Dir beschriebene Knistern. Kannst Du das weiter eingrenzen? Konkret: tauchte es nur bei den selektiven Serien auf oder auch bei der Übersicht? Wurden verschiedene Externa-Äste superselektiv dargestellt? Ggf.: jedesmal dasselbe?

Die Wärmesensation gehört dazu, auch die anderen beschriebenen Phänomene sind bedeutungslos.

Gilderoy
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KatastroFee

Hallo Gilderoy,

Zugegeben war ein Beitrag von dir mein erster Internettreffer zu dem Thema überhaupt - damals hieß es noch, mein Ohrgeräusch sei eine Verspannung. Dank dir war ich ein wenig klüger (ich merkte dann direkt beim Arzt an, was ich im Internet gelesen hatte. " Eine Fistel macht nun wirklich gaaaanz andere Symptome." war seine Antwort ...)

Tja, das Knistern...
Ich kann nun nicht genau sagen, was superselektive Serien sind und was nicht, aber ich darf ja sicherlich raten: links wurden dutzende kleinere Areale angesehen (mal wars hier heiß, mal da). Rechts wurden nur zwei Aufnahmen gemacht und dabei wurde auch so ziemlich alles heiß. Nehme an ersteres waren dann wohl die superselektiven Serien.
Geknistert hat es überall und immer sobald Kontrastmittel injeziert wurde. Da wurde absolut kein Unterschied gemacht, ob es nun "hinterm Auge", "hinterm Ohr","in der Schläfe", "im Genick" oder "in der ganzen linken / rechten Seite" heiß wurde.
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KatastroFee

...und hier noch eine Frage zum Risiko:

wie hoch ist denn das Risiko bei

a) einer OP (in der wohl die Occipitalis "stillgelegt" werden würde, soweit ich das verstanden habe)

b) einer Verklebung, die ja anscheinend die zweite Alternative ist

?


Ach und zur Thrombose: Mir wurde das so erklärt, dass durch die Thrombose in einer Vene diese Fistel entstanden ist, weil... (ich war ziemlich aufgeregt, deshalb habe ich mir nicht allzu viel merken können)
 
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KatastroFee

Dieses Knistern verunsichert mich im Nachhinein total. Hast du eine Idee, woher das kommen könnte?
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Gilderoy als Gast

Googele nicht nach Sinusvenenthrombose, er meinte etwas anderes. Er spekulierte, daßUrsache der Fistel eine perinatale Thrombose des Sinus sein könne ( oder ähnliches) und sich die Fistel als Umleitung ausgebildet habe. Das hat aber nichts mit dem Krankheitsbild zu tun, was Du im Netz findest. Dazu kommt, daß die klassische Beschreibung dieses Krankheitsbildes nicht mit der Realität übereinstimmt. Du hast kein Thromboserisiko durch die Fistel.

Das Risiko des Fistelverschlusses dürfte kaum höher sein als das einer Katheterangiographie. Aber es geht wahrscheinlich nur um "Komfort" und nicht um ein Gesundheitsrisiko. Nur Du kannst entscheiden, ob Du ein kleines Risiko eingehen willst, um das Geräusch zu stoppen.

Überspitzt formuliert musst Du Dich allerdings fragen lassen, warum Du Dich überhaupt angiographieren lässt, wenn Du nachher den Eingriff scheust. Denn ein simpleres Ergebnis als eine von der A. occipitalis ausgehende Fistel gibt es doch nicht.

Zum Knistern kann ich mir nur differenzierte Gedanken machen, wenn Du meine Fragen beantworten kannst. Ich habe ungeniert Fachausdrücke einfließen lassen, da Du in Deinem Thread auch welche verwendet hast und den Eindruck medizinischer Kenntnisse erweckt hast. Außerdem kann ich wirklich ohne solche Informationen nur ins Blaue spekulieren, und das ist nicht mein Ding.

Gilderoy
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KatastroFee als Gast

Gut, damit du etwas besser im Bilde bist (denn ich habe eine neue Frage), hier einmal Auszüge aus dem Befund:


"[...] selektive Injektion der linken Arteria carotis communis, der linken Arteria carotis interna, der linken Arteria carotis externa, der linken Arteria occipitalis, der linken Arteria vertebralis und der rechten Arteria carotis communis"
(Knistern bei jeder Injektion - mein Gefäßchirurg sagt, dass es an der Weitung der Arterien liegen kann )

"Bei linksseitiger Carotisinjektion einschließlich der subselektiven Darstellung der Arteria occipitalis externa sieht man eine typische, sog. occipitale Durafistel, wobei die Arteria occipitalis externa, die deutlich verdickt ist, mehrere Fistelarterien abgibt, die in den cranialwärts verschlossenen Sinus sigmoidaeus münden. Der Abfluss geschieht im Wesentlichen über die Vena jugularis interna links. Sog. epicerebrale Venen, die über die Hirnoberfläche drainieren, sind nicht zu sehen."

(Stellt dieser verschlossene Sinus sigmoidaeus denn kein Problem dar?!)

"Bei der superselektiven Sondierung der distalen Arteria carotis externa links sieht man zusätzlich Fistelarterien über etwas verdickte hintere Zweige der Arteria meningea media."
(Woher kommen diese Fisteln? Hängen die zusammen mit der zuerst genannten? Warum wird auf die nicht weiter eingegangen? Ungefährlich?)

Dann steht da noch etwas von flauer vorzeitiger Füllung des linken Sinus sigmoideus, die wahrscheinlich über Nackenmuskelkanäle der linken Arteria vertebralis zustande kommt (Kontrastierung sehr flüchtig)
- Was heißt das?

...Und jetzt kommt meine eigentliche Frage:Seit gestern Abend höre ich kein Ohrgeräusch. Wie kann das sein?! Beunruhigt mich mehr, als dass es mich beruhigt. So eine Fistel kann sich doch nicht einfach verschließen.
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Gilderoy

Der Sinus sigmoideus ist häufig asymmetrisch angelegt oder einseitig verschlossen. Umleitungen gibt es genug. Ein Problem stellt nur ein plötzlicher Verschluß eines vorher offenen Sinus dar.

Wie solltest Du auch vierundzwanzig Jahre alt werden und eine Tastatur benutzen können, wenn ein chronischer Verschluß das Gehirn gefährdete?

Wenn bei jeder Injektion das Knistern aufgetreten ist, dann sehe ich kein Problem. Da es sich um verschiedene Bereiche handelt, die dargestellt wurden, gibt es keine organische Erklärung, und es braucht auch nicht danach gesucht zu werden.

Die zusätzlichen Feeder aus der A. meningea media stellen insofern ein Problem dar, daß sich dann mit dem Verschluß der A. occipitalis das Ohrgeräusch möglicherweise nicht beenden lässt. Gefährlich sind die nicht - Du bist mit ihnen vierundzwanzig Jahre alt geworden und kannst eine Tastatur bedienen. Das Blutungsrisiko dürfte unterhalb des Erdbebenrisikos an Deinem Heimatort liegen (sofern Du in Deutschland geboren bist).

Daß Ohrgeräusche einen wechselnden Charakter haben, liegt an der Natur der Sache. Sieh die Sache doch pragmatisch: der schlimmste Fall ist ein Spontanverschluß der Fistel. Dürfte Dich eigentlich nicht stören. Wenn das schlimme Auswirkungen hätte, könntest Du keine Tastatur bedienen.

Aber ich wette, daß inzwischen das Ohrgeräusch sich wieder gemeldet hat.

Gilderoy
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KatastroFee als Gast

Ich bins wieder.
Wollte nur berichten, wie sich die Sache inzwischen entwickelt hat:
Ich höre das Geräusch nur noch wirklich selten, was mich allerdings eher verunsichert, als erleichtert. Ab und zu habe ich auch ziehende Schmerzen an der Stelle, an der die Fistel sitzt.
Kann das Ausbleiben des Geräusches dafür sprechen, dass sich die Fistel irgendwie vergrößert hat? Anfangs hörte ich das Geräusch wirklich immer.
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Neuroradiologe

test
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Neuroradiologe

Ich würde die Fistel behandeln lassen, denn auch asymptomatische Fisteln beinhalten auf längere Sicht hinaus ein Blutungsrisiko. Eine Embolisation mit Gewebekleber oder Mikrocoils ist eine sehr gute und wenig riskante Sache. Das Ohrgeräusch dürfte sich schon nach der ersten Behandlung deutlich reduzieren oder ganz verschwunden sein.

Grüße aus Heilbronn
Sektion Neuroradiologie
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expectus RE: AV-Fistel und Ohrgeräusch

Zitat:
Original von Gilderoy
Die Kopfschmerzen nimm mal ganz raus, auch die unterschiedlichen Geräuschqualitäten sollen Dich nicht weiter stören. Die Sache mit der Sinusthrombose vergisst Du besser auch. Ernstgemeinte Regel für alle Patienten: NIE im Internet nach der eigenen Krankheit googeln. Das ist mein voller Ernst! Mit Sicherheit hat der Untersucher etwas ganz anderes gemeint als daß, was Du gelesen hast, auch wenn er dasselbe Wort benützt hat. Eine Fistel hat kein Thromboserisiko, sonst gäbe es sie gar nicht.


Die Intention der o.g. Regel kann ich natürlich nachvollziehen. Und es ist ja auch nur gut gemeint. Ich finde aber trotzdem, dass dies erstens sehr schwer umzusetzen ist und zweitens auch nicht für jeden Patienten wirklich der optimale Rat ist.

Bei mir war es so:
07/2009: pulssynchrones Ohrgeräusch
08/2009: MRT: transdurale arteriovenöse Fistel links mit Feedergefäßen aus der Arteria occipitalis externa und einem Ast der Arteria meningea media links mit Fistelpunkt in Höhe des proximalen Sinus sigmoideus, möglicherweise ein zweites Fistelareal in Höhe des Foramen jugulare links. Auslöser dürfte eine linksseitige Thrombose des Sinus sigmoideus gewesen sein, hier sind noch residuale Thromben einer überwiegend rekanalisierten, chronischen Thrombose nachweisbar

Um die Fistel genau zu klassifizieren und das Risiko besser beurteilen zu können wurde eine DSA geplant. Zwischenzeitlich war das Ohrgeräusch dann zum DSA-Termin sogar wieder verschwunden, dauerhaft.

10/2009: DSA: Kein Nachweis einer Fistel. Fehlender li. Sinus sigmoideus, einschl. der V. jugularis mit vollständig kompensierter venöser Drainage über die re. Seite. Zustand nach Sigmoideusthrombose links wahrscheinlich.

11/2009: MRT zur Kontrolle: Jetzt auch Thrombosierung der proximalen Sinus sigmoideus links (war inder VU noch offen) bei bekannter Thrombosierung des distalen sigmoideus links. Damit auch spontaner Verschluss der transduralen AV-Fistel...

Und natürlich habe ich im Internet nach Sinusthrombose bzw. Sinusvenenthrombose gegoogelt. (Jugularvenenthrombose ist auch nicht "schlecht".)

Kann es wirklich sein, dass man eine Sinusvenenthrombose hat und merkt es nicht (bzw. kaum) oder kommt da noch das dicke Ende? - Wir haben jetzt 09/2012 und es geht mir immer noch gut. Die Sinusvenenthrombose wurde zu keinem Zeitpunkt medikamentös behandelt, keine Lyse, keine Antikoagulation, also kein Heparin, Macumar o.ä. Zum einen weil man das Risiko gesehen hat, dass die Fistel wieder aufgeht und ich auf der anderen Seite sonst keine schwerwiegenden Probleme habe, die man eindeutig auf die SVT zurückführen könnte.

-> Das pulssynchrone Ohrgeräusch durch die AV-Fistel ist bei mir spontan ohne Eingriff wieder verschwunden. Und die Sinusvenenthrombose war bei mir auch vergleichsweise "asymptomatisch".

Und aktuell:

08/2012: MRT zur Kontrolle: In der T1 MPRAGE freie Durchgängigkeit der venösen Sinus bei schmälerem linken Sinus sigmoideus.

Kann das wirklich sein, dass sich die Thrombose ohne Medikamente wieder aufgelöst hat? Ich kann das noch nicht richtig glauben (vielleicht gibt es da auch Interpretationsspielräume/-fehler, die zu der unterschiedlichen Bewertung führen? Diese Frage hat natürlich keinerlei diagnostische oder therapeutische Konsequenz, sondern ist einzig und allein meiner Neugier geschuldet.)
 
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